Resilienz durch Religion

Aufgrund der Heterogenität der religiösen Vorerfahrung der Schülerschaft und ihren individuell verschiedenen Lernvoraussetzungen findet der Religionsunterricht an unserer Schule in der vertrauten Lerngruppe und gemäß dem Klassenleitungsprinzip statt. Darüber hinaus ist Fachunterricht im Fach Religion bei unserer Schülerschaft aufgrund des hohen Förderbedarfs im Schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung nicht möglich.

Um dennoch einen qualifizierten Religionsunterricht umsetzen zu können wird dieser epochal in Form einer jährlichen Projektwoche erteilt und von einer Arbeitsgruppe vorbereitet, in der Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten, die die kirchliche Lehrerlaubnis (Vocatio oder Missio Canonica) haben. Diese arbeitet das Projekt inhaltlich aus, stellt Unterrichtsmaterial für die jeweilige Projektwoche zusammen und  stellt Bausteine für die Zeugnisformulierung zur Verfügung. Darüber hinaus beraten die Religionspädagoginnen und –pädagogen bei Bedarf ihre Kolleginnen und Kollegen bezüglich der Vermittlung religiöser Inhalte.

Ergänzend stehen Themenkisten mit religionspädagogischen Inhalten zur Verfügung, die  jahreszeitliche Feste und Traditionen aufgreifen, wie Weihnachten, St. Martin, Erntedank. Somit können alle Kolleginnen und Kollegen auf fachlich fundiertes Unterrichtsmaterial zurückgreifen und über die Religionspädagogische Projektwoche hinaus religiöse Elemente und Themen in ihren Unterricht integrieren.

 

Die von der Arbeitsgruppe vorbereiteten Projekte haben eine täglich gleiche Struktur: der  gemeinsame Themeneinstieg erfolgt durch ein Mitglied der Arbeitsgruppe im Plenum der Jahrgangsstufen 1 bis 3 bzw. 4 bis 6. Im Anschluss daran wird das Thema in der vertrauten Lerngruppe vertieft und handlungsorientiert ausgestaltet. Die Projektwoche findet ihren Abschluss in einer gemeinsamen Aktion der gesamten Schule am Ende der Woche. Gemeinsame Rituale mit Kerzen, Bildern und Symbolen sowie wiederkehrende Lieder kennzeichnen das gemeinschaftliche Miteinander in der Projektwoche. Es ist eingebettet in unser schulumfassendes Konzept zum Sozialen Lernen, dem Werte wie Respekt, Freundlichkeit, Friedlichkeit, Freude und Fairness zugrunde liegen, so dass Anknüpfungspunkte der religiösen Fragestellungen an Themen des alltäglichen Schullebens und damit an die Lebenswelt der Kinder gegeben sind.

                                                                                                                   

Aufgrund des Förderschwerpunkts unserer Schule haben wir uns für einen resilienzorientierten Religionsunterricht entschieden.

„Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom englischen Wort „resilience“ (Spannkraft, Elastizität) ab und bezeichnet die Fähigkeit, selbst in schwierigen Lebenskrisen und nach schweren Schicksalsschlägen immer wieder auf die Beine zu kommen. Resilienz steht somit für das Immunsystem der Psyche oder auch für den Schutzschirm der Seele (vgl. Sit, 2012).

In der Psychologie bezeichnet man Menschen mit innerer psychischer Widerstandskraft und seelischer Belastbarkeit als resilient. Als Schutzfaktoren werden personale, familiäre und soziale Ressourcen unterschieden. Sie können Risiken mildern und entwicklungsfördernd wirken (vgl. Bengel 2012).

 

Viele Schutzfaktoren bekommen eine zusätzliche Dimension im religiösen, spirituellen Kontext. So zählt zu den Personalen Ressourcen beispielsweise ein positives Selbstbild, was durch den Glauben an die bedingungslos annehmende Liebe Gottes, die allen Menschen gilt, eine große Stärkung erfährt.

Als Soziale Ressource gelten soziale Unterstützung und soziale Modelle, die ebenfalls im Religionsunterricht in besonderer Weise erfahrbar werden, z. B. durch die Legende vom Hl. Martin oder durch Jesusgeschichten. Generell können viele Schätze der biblisch-christlichen Überlieferungen zum Stark-Werden von Kindern beitragen.

 

In diesem Sinne wollen wir an unserer Schule religionspädagogische Akzente setzen (vgl. Harz) und Inhalte unter dem Aspekt der Resilienzförderung auswählen und ausgestalten. Wir orientieren uns dabei an den Bereichen und Schwerpunkten der Kernlehrpläne Kath. Religion und Ev. Religion (Vgl. Lehrplannavigator NRW, 2008).

 

Quellenangaben: 

  • Bengel, J., Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter, 2012
  • Diakonisches Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden e. V., Arbeitshilfe Resilienz – Wie Religion Kinder stark macht, Karlsruhe 2014
  • Gruber, A., Arbeitsbuch Religionspädagogik, Altötting 2015
  • Harz, F., Religiöse Erziehung und Bildung, online verfügbar unter: https://www.frieder-harz.de/pages/willkommen.php, 08.01.2018

  • Lehrplannavigator, Schulentwicklung NRW, Kernlehrplan Kath. Religion, Kernlehrplan Ev. Religion, 2008,  online verfügbar unter: https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-grundschule/index.html, 08.01.2019

  • Sit, M., Sicher, stark und mutig: Kinder lernen Resilienz, 2012